05.02.2023

von Kuwert, Christoph
Hautärzte Hamburg, Dres. med. Christoph Kuwert, Gunnar Wendt und Malte Wendt, Frohmestraße 16, 22457, Hamburg

Einführung

Kaltplasma (Eng.: „Cold-Athmospheric-Plasma“/CAP) stellt eine nicht-invasive Therapieoption für eine Reihe dermatologischer Erkrankungen dar. In den letzten Jahren verstärkt sich der Einsatz dieser innovativen Therapieform zusehends. Grundsätzlich handelt es sich im Regelfall um ionisiertes Gas, das in kurzen Pulsen mit hoher Spannung generiert wird. Das generierte Plasma besteht aus einer Vielzahl von Komponenten, wie freien Radikalen, UV-Strahlung, angeregten Gasen, Atomen, Ionen und Photonen. Klinisch ließ sich zeigen, dass die CAP-Therapie erfolgreich gegen eine Plethora dermatologischer und onkologischer Erkrankungen einsetzbar ist. Wundpathogene (Escherichia coli (E. coli), Gruppe A Streptokokken (GAS), Methicillin-resistenter-Staphylococcus aureus (MRSA) und Pseudomonas aeruginosa (P. aeruginosa), sowie Dermatophyten sind durch CAP-Therapie erfolgreich behandelbar. Im experimentellen Umfeld konnte ebenfalls eine Wundheilungs-anregender Effekt auf Keratinozyten gezeigt werden. Der naheliegende positive Effekt in der Therapie chronischer Wunden konnte in mehreren Studien demonstriert werden.

Des Weiteren erscheint die Anwendung bei aktinischen Keratosen, Alopezie, Keloiden, Verrucae und Parapsoriasis vielversprechend. Auch in der klinischen Onkologie konnten insbesondere in der Therapie lokaler Manifestationen Erfolge erzielt werden. Unerlässlich für den Einsatz der CAP-Therapie ist die physische Nähe der Plasma-Quelle zur Zielregion, was eine Limitation für die Anwendungsbereiche darstellt. Hervorzuheben ist, dass bis dato keine Anzeichen für adverse Effekte der CAP-Therapie unter den hier verwendeten Konfigurationen bekannt sind. Für die breite klinische Anwendung wird es unerlässlich sein Therapieprotokolle festzulegen. um die Risiken der Mutagenese und Zytotoxizität zu reduzieren.

Patienten und Methoden

Zwischen Dezember 2021 und August 2022 behandelten wir 8 Patienten regelmäßig in unserer Praxis im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung. In unserer Nutzung der CAP-Therapie haben wir uns auf Patienten mit bestehender chronischer Wunde variabler Genese (Verbrennung, iatrogen, chronisch-venöse-Insuffizienz, Systemische Sklerose) oder Onychomykosen begrenzt. Die Patienten waren zwischen 52 und 88 Jahren alt. Wir haben fünf Patienten männlichen Geschlechts und zwei Patienten weiblichen Geschlechts behandelt. Die Behandlung der Wunden erfolgte i.d.R. 2x/Woche mit dem plasma care Gerät gemäß den Gebrauchsanweisungen des Herstellers Terraplasma GmbH. Die Behandlung dauerte 2 Minuten pro Therapiesitzung. Die Behandlung der Onychomykose erfolgte mit dem plasma care „happy toe“ Gerät in unterschiedlicher Frequenz und dauert jeweils 6min.

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Schlussfolgerung

Das von uns beobachtete/ausgesuchte Patientenkollektiv stellte sich mit Wunden unterschiedlicher Genese und varianten Ausmaßes vor. Zusätzlich haben wir aufgrund der Literatur Onychomykosen in unsere Anwendungsbeobachtung mitaufgenommen. In der Anwendungsbeobachtung konnten wir die Wirkung der CAP-Therapie bei unterschiedlichen Erkrankungsbildern dokumentieren. Klinisch waren sowohl aus ärztlicher als auch aus Patientensicht keinerlei adverse Effekte zu erfassen. Aus unseren Beobachtungen lässt sich vermuten, dass Wunden nicht-venös-vaskulärer Genese besser auf die Therapie ansprechen als Wunden venös-vaskulärer Genese. Die Re-Epithelialisierung der Wunde und ein graduelles Schließen der Wundränder war zu beobachten. Neuinfektionen der Wunden traten während der Beobachtungszeiträume nicht auf. In der Mehrzahl der von uns behandelten Patienten mit Ulzerationen nicht-vaskulärer Genese kam es im Verlauf der Anwendungsbeobachtung zu einer Restitutio ad integrum. Es ist festzuhalten, dass die Ulzera venöser Ätiopathogenese unter unserer Beobachtung geringer auf die Kaltplasma-Anwendung ansprachen als die Ulzera anderer Ätiopathogenese. Dies ließe sich mit der zugrundliegenden Pathogenese vereinbaren, da die Auslöser der Ulzeration – i.e. erhöhter Hydrostatischer Druck mit folgendem lokalen Sauerstoff-Defizit, Liposklerose, Gefäßentzündung und nachfolgender Ulzeration – durch die CAP-Therapie nicht beseitigt werden. Die CAP-Therapie wirkt nicht auf die Ursachen des Ulcus cruris venosum. Ihr Einsatz als Ergänzung zu einer konsequenten Kompressionstherapie kann aus unserer Sicht sinnvoll sein.

Bei der Sklerodermie kommt es durch die Sklerosierung der Haut und des Unterhautgewebes zu Gefäßverschlüssen, die im Nachgang zu Ulzerationen bis hin zu Fingerendglieds-Nekrosen führen können. Die hier erzielte klinische Besserung ist aus unserer Sicht auf eine Kombination der lokalen anti-mikrobiellen Therapie-Komponente und der im Verlauf verbesserten Durchblutung des Fingerendgliedes zurückzuführen.

In unserer Beobachtungsgruppe konnten wir bei den Onychomykosen eine Restitutio ad integrum beobachten. Nach unserem Dafürhalten stellt die CAP-Therapie eine gute Alternative zu den gängigen Systemtherapien in der Behandlung der Onychomykose dar.

News und Pressemitteilungen

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Pressemitteilung

Plasmas in Agriculture

What if you could increase yield and growth of various plants in agriculture without environmental pollution?
Our answer: First, cold atmospheric plasma seed treatment. Cold plasmas produce “personalized fertilizer” on the seeds
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Medienbericht

Nasenspray und nasale Impfungen gegen Corona

Das indische Pharmaunternehmen Bharat Biotech bringt in Indien seine Nasenspray Impfung „iNCOVACC“ gegen Corona auf den Markt. Im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfungen, die in Muskelgewebe gespritzt werden, soll das Spray direkt auf die Nasenschleimhäute wirken und dort eine Immunantwort gegen Sars-CoV-2 hervorrufen. Damit soll ein dauerhafter Schutz vor Ansteckungen erreicht werden, den die bisherigen Impfungen von Biontech, Moderna und Co. nicht garantieren konnten.
VirX Nasenspray wirkt chemisch gegen Viren – auch gegen Grippe und RSV Auch in Deutschland wird seit Herbst ein Nasenspray vertrieben, dass vor einer Ansteckung mit Corona schützen soll. Wie das chinesische Produkt ist auch VirX von Viromed keine Impfung, sondern lediglich eine Art Schutzschild vor Viren. Der Wirkstoff hier sind aber keine Antikörper, sondern Stickstoffmonoxid (NO), das eine chemische Barriere für die Viren darstellen soll. Es kann nicht nur präventiv, also zur Verhinderung einer Ansteckung eingesetzt werden, sondern auch therapeutisch, also bei bereits bestätigten Infektionen. Das Nasenspray soll seine Wirkung entfalten, indem Stickstoffmonoxid das Spikeprotein von Corona inaktiviert und das Virus dadurch am Eintritt in die Zelle hindert. Diese Wirkung soll VirX auch gegen Influenza, RSV und gewöhnliche Erkältungserreger wie Rhinoviren entfalten. Bei einer sehr kleinen Phase-3 Studie mit nur etwas mehr als 300 Testpersonen konnte das Spray laut seinem Hersteller die Viruslast in der Nase von infizierten Personen rasch reduzieren. Nicht untersucht wurde hingegen, wie sich die Viruslast in den übrigen Atemwegen entwickelte oder ob sich die Krankheitssymptome deutlich lindern ließen. Vollständiger Artikel unter: https://www.mdr.de/wissen/nasenspray-gegen-corona-und-grippe-stand-januar-dreinundzwanzig-100.html#Deutschland
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Pressemitteilung

plasma care – Fast wie Zauberei

Kaltes atmosphärisches Plasma (Cold Plasma oder Kaltes Plasma) tötet Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilze) und multiresistente Keime ab, ohne dabei gesundes Gewebe zu schädigen. Zwei Geräte namens „plasma care®“ der Firma terraplasma medical werden momentan am LKH-Univ. Klinikum Graz bei chronischen Wunden getestet: auf der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie und auf der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie. Heilt hartnäckige Infektionen bei Kunstherzpatienten Seit Mai 2020 wird Cold Plasma auf der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie angewandt, um chronische Driveline-Infektionen zu therapieren. Patienten mit Linksherzunterstützungssystemen (LVAD, ein sog. Kunstherz) haben eine Art Pumpe direkt am Herzen, die dieses beim Schlagen unterstützt und mittels einer Batterie außerhalb des Körpers betrieben wird. Bei der Austrittsstelle des Kabels, der sogenannten Driveline, im Bauchbereich kann es zu hartnäckigen, chronischen Infektionen, oft mit multiresistenten Keimen kommen. Wenn alle anderen Therapieoptionen ohne Erfolg waren, werden diese Stellen mit Cold Plasma behandelt. Für die Patienten selbst ist die Behandlung völlig schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen.
„Ein kleines schwarzes Gerät und Luft – idealerweise kleinste Staubpartikel inklusive – mehr braucht es nicht, um mit Cold Plasma Wunden zu desinfizieren und die Haut zum Regenerieren anzuregen. Wer jetzt an Raumschiff Enterprise denkt, liegt gar nicht falsch: Auch bei Raumfahrtantrieben kommt das Kalte Plasma zum Einsatz.“ Gerda Reithofer Kleines Gerät, große Wirkung Das Gerät „plasma care®“ ist leicht und nicht größer als ein Reiseföhn. Nach dem Einschalten und dem Initialisieren wird die Schutzkappe abgenommen und ein steriler Abstandshalter (ein sog. Spacer) aufgesetzt. Aus den Ionen der Luft erzeugt das Gerät Plasma. Das kalte, ionisierte Gas wird als sanfter Luftstrom auf die betroffene Hautstelle geleitet. Das Plasma dringt in die Keime ein, bringt diese zum Platzen und „sprengt“ so die Infektion praktisch weg. Die menschlichen (Haut-)Zellen sind robuster und werden daher nicht beschädigt. Dazu Herzchirurgin Daniela Malliga: „Das Gerät wird über die zu behandelnden Stelle gehalten, pro Quadratzentimeter maximal 30 Sekunden lang. Man kann Plasma nicht sehen, aber es riechen, da Ozon produziert wird. Das sollte man nicht in die Atemwege bekommen.“ Aufpassen müsse man bei der Anwendung lediglich, dass man den Spacer nicht berühre. Das Gerät erkennt dann, dass es nicht mehr steril ist und kann nicht mehr verwendet werden. Zuerst wird der Verband entfernt und die Wunde gereinigt. Erst danach wird die Stelle mit „plasma care®“ behandelt. Die ersten beiden Patienten, die auf der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie mit Cold Plasma behandelt wurden, waren LVAD-Patienten. Beim LVAD, umgangssprachlich Kunstherz, sitzt der Hauptmotor innen am Herzen, ein Schlauchsystem verbindet den Motor mit einer Batterie und dem Controller. Quelle: KLINOPTIKUM des Landeskrankenhauses – Universitätsklinikum Graz