Die Corona-Schnelltester aus Pinneberg sind Weltklasse
Pinneberg, 01.12.2021 – von Katja Engler
Dass sich momentan so viele Menschen gegen Corona boostern lassen, verursacht bei Uwe Perbandt ein gewisses Stirnrunzeln. Nicht dass er dagegen wäre, oh nein. Er weiß lediglich, dass eine Drittimpfung nur dann sinnvoll ist, wenn die Zahl der Antikörper im Blut entsprechend runtergegangen ist. Andernfalls sei sie verfrüht, das sagt auch Andreas Bobrowski, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte im Magazin „Focus“. Deshalb überprüfen einige andere Länder vor einer Impfung den Antikörpergehalt.
Eine der Medizintechnik-Firmengruppen von Uwe Perbandt heißt Viromed und hat ihren Sitz in Pinneberg. Perbandt ist dort Generalbevollmächtigter. Als einziges deutsches Unternehmen hat Viromed jetzt ein Gerät nach dem hohen Standard der Weltgesundheitsorganisation WHO auf den Markt gebracht, mit dem Ärzte und Apotheker den quantitativen Antikörpergehalt schnell messen können.
In den Augen Uwe Perbandts verkörpert der kleine Kasten die Idee, das Labor zurück zum Arzt zu bringen. Das Testergebnis liegt nämlich innerhalb von 15 Minuten vor, pro Stunde liest der Apparat rund 200 Tests aus. Eine Sensation. „Wir verkaufen 750 bis 800 Geräte pro Woche“, sagt Perbandt. Zusammen-gebaut werden sie in Deutschland, die Bio-Chips stammen –mit deutschem Know-how –leider aus Korea, von wo es ein Nachschubproblem gibt. Ob die massenhafte Auslagerung von Technologie nach Asien wirklich eine gute Idee war?
Dass das Unternehmen es so weit gebracht hat, liegt zum einen an der geballten Kompetenz, aber ganz sicher auch an der Vernetzung mit hoch qualifizierten Wissenschaftlern und Experten. Einer von ihnen, ein renommierter Molekularbiologe, ist dort Berater. Ein anderer, der Biotechnologe Peter Miethe, brachte sein eigenes Großlabor mit ein.„Wir lassen alles im Deutschland prüfen“, sagt Uwe Perbandt. Rund 90 Mitarbeiter hat das Unternehmen. Den Hauptsitz hat es mit 30 Mitarbeitern in Pinneberg, Dependancen sind in Berlin und München.
Marktreif mit allen Zulassungen ist das Antikörper-Testgerät seit August 2021. „Auf der Messe Medica war es der Knaller“, freut sich Perbandt. Aber es gibt noch viele weitere Dinge, mit denen die Firma an der Flensburger Straße die erste war und ist. Antigen-Schnelltests zum Beispiel. Im März brachte Viromed den ersten heraus. Und noch heute sollen sie zu den besten zählen. 2006 hatte Perbandts Firma begonnen, sich mit dem Knacken von Viren zu beschäftigen. „So kam nach und nach die Entwicklung der Geräte zustanden“, berichtet er.
Und das ist das Stichwort, bei dem sich Perbandt zur Seite dreht. Dort steht ein Kasten, der von Weitem aussieht wie eine Nachtspeicher-Heizung, nur schicker. „Wir arbeiten mit dem Max-Planck-Institut zusammen. Das hier ist In den Augen Uwe Perbandts verkörpert der kleine Kasten die Idee, das Labor zurück zum Arzt zu bringen. Das Testergebnis liegt nämlich innerhalb von 15 Minuten vor, pro Stunde liest der Apparat rund 200 Tests aus. Eine Sensation. „Wir verkaufen 750 bis 800 Geräte pro Woche“, sagt Perbandt. Zusammengebaut werden sie in Deutschland, die Bio-Chips stammen –mit deutschem Know-how –leider aus Korea, von wo es ein Nachschubproblem gibt. Ob die massenhafte Auslagerung von Technologie nach Asien wirklich eine gute Idee war?
Neben den medizinischen Zulassungen liege inzwischen auch die Akzeptanz der Krankenkassen vor. „Das ist ein Kampf. Aber mit diesem Gerät kann man sehr viel Geld sparen“, so Perbandt. Denn die Dauer eines Klinikaufenthalts lasse sich damit drastisch senken. Das Hamburger UKE forsche bereits damit, die Berliner Charité ebenfalls. „Ich wünsche mir, dass solche innovativen Neuerungen schneller in die breite Medizin gelangen. Warum gibt es noch keine Kaltplasma-Kuren, wenn es nachweislich so gut heilt?“, fragt sich Perbandt. Krankenhäuser wie die Rhön-Kliniken arbeiteten jedenfalls bereits mit der Technologie. Und der Bundesverband der Pneumologen (Lungenärzte) kooperiert bei mobilen Luftreinigern mit Viromed.
Medizintechnik in Deutschland –das sei oft eine Frage der Lobby. „Aber das ändert sich gerade“, sagt der Chef. „Wir haben einen ganz guten Namen in der Branche. Manchmal sind wir vielleicht ein bisschen träge, weil wir Qualität herausgeben“, sagt er noch und wendet sich dann einem Sideboard zu, auf dem der nächste Knaller steht. Es ist ein PCR-Testgerät: „Mit dem kann man in zwei Stunden eine ganze Schule durch-testen.“ Ohne Pipetten und vor allem ohne die üblichen Wartezeiten. Der Kleine Kasten mit knapp 30 Zentimetern Seitenlänge ersetzt ein 16-Quadratmeter-Labor.
Ausgeliefert werden die PCR-Testapparate in größerer Menge seit letztem Freitag, vorrangig an Krankenhäuser und Gesundheitsämter in Brandenburg und Berlin. Der VW-Konzern wird damit flächendeckend ausgestattet, Daimler-Benz ebenfalls. Außerdem dürfen es Apotheken nutzen, für die es ebenfalls zugelassen ist. Die Pinneberger Flora-Apotheke bietet diesen Service an, ihr Inhaber Christoph Schostek ist Geschäftsführer einer seiner Firmen, sagt Perbandt.
Das Ergebnis des PCR-Tests liegt nach 28 Minuten vor
Bisher war das undenkbar, denn PCR-Tests brauchen normalerweise Zeit. 42 Forscher haben den Apparat zusammen mit Thomas Wüstenfelds Hamburger Biotechnologiefirma MedSan und den Kollegen von Viromed entwickelt. Die Betreiber der AIDA-Kreuzfahrtschiffe wollen so ein Diagnosegerät am Eingang installieren: Niemand kommt rein, der nicht zuvor getestet wurde. Das Ergebnis liegt nach 28 Minuten vor. „Gut zehn Monate hat die Entwicklung gedauert. Das Gerät arbeitet mit neuer Digitalisierungstechnik“, erklärt Perbandt.
Viromed arbeitet vorausschauend: Als sich im Sommer noch alle in der trügerischen Sicherheit gewiegt hatten, dass Corona bald vorbei sei, wurden hier bereits wieder Antigentests produziert. Die, die nach dem Skandal mit verunreinigten Corona-Tests „deep-Blue“ in Mecklenburg-Vorpommern jetzt Mangelware sind. „Wir haben sie“, sagt Perbandt ganz ruhig. „Aber unser Lager, das ist nicht hier“, fügt er schnell hinzu. Mit den Schnelltests, ja, damit verdiene die Firma inzwischen Geld. Mit den übrigen Geräten noch nicht, jedenfalls nicht so viel, dass die Entwicklungskosten im siebenstelligen Bereich wieder drin seien. Dass das erreicht wird, ist allerdings nur noch eine Frage der Zeit.
Quelle: www.abendblatt.de